6. Ausstellung 2021

„Willi Geiger und Rupprecht Geiger: Farbe als Motiv“, Künstlerhaus Geiger – die Bax, Übersee am Chiemsee Juli-September 2021

Wie bereits in früheren Ausstellungen veranschaulicht, stehen sich Willi und Rupprecht Geiger nicht nur biografisch, sondern auch künstlerisch sehr nahe. Vater und Sohn beeinflussen sich abwechselnd gegenseitig, auch wenn jeder seinen ganz eigenen künstlerischen Weg verfolgt. Die diesjährige Präsentation zeigt ausgewählte Werke beider Künstler, die sich einerseits thematisch und bildnerisch gegenseitig ergänzen, andererseits jedoch gleichzeitig stark voneinander unterscheiden.  

Die farbfrohen Landschaftsdarstellungen und Stillleben der beiden Künstler verdeutlichen den direkten Bezug zur Bax und deren Umgebung. Am Chiemsee setzten sich Vater und Sohn zeitlebens intensiv mit der Natur auseinander, sei es, um diese abstrahiert wiederzugeben oder sich davon zu lösen. 

Die lebenslange Faszination für Licht und Farbe entsteht bei beiden auf Reisen in den Süden ans Mittelmeer. Als sich Willi Geiger Mitte der zwanziger Jahre mit der Malerei El Grecos in Spanien auseinandersetzt, fällt es ihm noch schwer, die „Magie der Farbe“ direkt in sein Werk zu übertragen. Erst im Spätwerk rückt die Farbe in den Vordergrund seines Schaffens. In den späten Blumendarstellungen vollzieht sich die Loslösung vom Gegenstand bis hin zur vollkommenen Abstraktion, formal als auch farblich. Nur vage erinnern die letzten Blumenbilder an ihr eigentliches Thema und bieten einen guten Vorwand, um mit einfachen Formen und intensiven Farben zu „spielen“. Vor einem dieser Blumenstillleben sagt Willi Geiger im hohen Alter: „Allmählich fange ich an zu begreifen, was Malerei ist.“

Dagegen stellt Rupprecht Geiger bereits am Anfang seines künstlerischen Schaffens die Farbe an sich und deren vielfältige Darstellungsmöglichkeiten ins Zentrum seines Werks, auch wenn seine frühen farbintensiven Gouachen und Aquarelle noch gegenständlich sind. Zugunsten der Farbe beginnt er schnell mit der allmählichen Reduzierung seines Formvokabulars auf einfache geometrische Gebilde. Er konzentriert sich auf die Farbwahrnehmung, die möglichst rein und von äußeren Störungen befreit werden soll. „Immer geht es ja um die Erkennbarkeit der Farbe, um zu erfahren, wie Farbe wirklich ist“, notiert er 1975 in einem Skizzenbuch. 

Ab den frühen fünfziger Jahren verwendet Rupprecht Geiger als einer der ersten Künstler in Deutschland chemisch hergestellte Tagesleuchtfarbpigmente, die mittlerweile als Synonym für sein Werk gelten. Diese fluoreszierenden Leuchtfarben sind besonders geeignet, seinem Anliegen, das „Porträt der Farbe“ zu schaffen, näher zu kommen. 

Unter dem direkten Einfluss seines Sohnes beginnt Willi Geiger Mitte der sechziger Jahre auch mit diesen besonderen Pigmenten zu arbeiten. Und so erzählt man sich in der Familie, dass der Vater anfänglich die Tagesleuchtfarben heimlich aus dem Atelier seines Sohnes entwendet. Auch ihm geht es nun darum, Licht und Farbe einzufangen. 


Willi Geiger, Stadtansicht (Marokko), 1955, Öl/Leinwand, Foto: Archiv Geiger, München

Ausstellung vom
10. Juli bis 12. September 2021
Sa./So. 11 – 17 Uhr geöffnet

Künstlerhaus Geiger – die Bax
Neuwies 11
83236 Übersee am Chiemsee

Ausstellungsidee und Text: Julia Geiger
Eine Ausstellung vom Archiv Geiger, München

» Biografie zu Rupprecht Geiger
» Biografie zu Willi Geiger

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