Archiv Geiger in Deutscher Gebärdensprache
Über das Archiv Geiger
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Rupprecht Geiger ist 1908 in München geboren. 2009 ist er gestorben. Er wurde also 101 Jahre alt.
Schon zum ersten Todestag wurde das Archiv Geiger für Besucher geöffnet. Die Enkelin von Rupprecht Geiger, Julia, leitet das Archiv. Das Archiv beherbergt den Nachlass, zeigt wechselnde Präsentationen aus dem Werk Geigers und ist Ansprechpartner für alle Fragen rund um den Künstler. Seit der Eröffnung werden hier tolle Programme, Workshops und Ausstellungen angeboten.
Im Hintergrund sehen Sie die aktuelle Präsentation, den Werkkomplex „Metapher Zahl“.
Rupprecht Geiger - Leben und Werk
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Ich möchte auf Rupprecht Geigers Leben eingehen. Rupprecht ist als Einzelkind aufgewachsen, er kommt aus einer Künstlerfamilie.
Sein Vater, Willi Geiger, war ebenfalls Künstler. Willi war Maler und Grafiker. Rupprecht Geiger hat das Handwerkszeug des Malers bei ihm gelernt, bevor er sich dann für ein Architekturstudium entschied. Er hat vier Jahre in einem Architekturbüro gearbeitet.
Dort hat er die junge Monika Bieber, die Tochter des Architekten Oswald Eduard Bieber kennengelernt.
Sie sollte später Rupprechts Frau werden. Die beiden haben 1938 und 1940 zwei Söhne bekommen, Lenz und Florian. 1940, nach der Geburt des zweiten Sohnes, wurde Geiger in den Krieg an die Ostfront berufen. Die Kriegszeit in Russland war eine grausame und traumatische Erfahrung für ich. Es gab jedoch auch eine gute Seite. Rupprecht nutzte die Abendstunden zum Malen mit der Staffelei in der Natur – er hat das für sich als eine therapeutische Methode empfunden.
Er war an einem tristen, steppenartigen Ort, wo er die Intensität der Sonnenuntergänge verinnerlichte. Dieses Erlebnis hat er aus der Kriegszeit mitgenommen, es war eine Art Meditation für ihn. In der Sonne und dem Sonnenuntergang konnte er Ruhe und Inspiration finden.
Nicht nur die Sonne in Form eines runden Kreises als emotionstragendes Element, sondern auch die Eindrücke der Farbe Rot haben ihn stark geprägt. Er wollte seine Kunst verändern. Er gab ihr etwas Neues und konzentrierte sich auf Form und Farbe. Die Farbe wurde immer wichtiger für ihn.
Nach der Kriegszeit hat er eines seiner künstlerischen Hauptziele formuliert, nämlich ein „Portrait der Farbe“ zu schaffen. Bis zum Schluss ziehen sich Kreise in Rottönen durch sein Werk.
Die Kunstvermittlung
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Im Archiv Geiger gibt es ein tolles Kunstvermittlungsprogramm für Kinder.
Zum einen können die Kinder sich hier die Kunst über ein Quiz, eine Kinderrallye, selbst erschließen. An unterschiedlichen Stationen sind verschiedene Fragen zu beantworten und so lernen die Kinder das ehemalige Atelier kennen. Anschließend dürfen sie die Ausmalbögen mit Buchstaben und Merksprüchen von Rupprecht Geiger mit nach Hause nehmen.
Zum Zweiten gibt es ein abwechslungsreiches Ferienprogramm. Auch da kommen die Kinder hierher in das Archiv und schauen sich das ehemalige Atelier sowie verschiedene Kunstwerke von Geiger genauer an. Danach gehen sie in die Jurte im Garten in einen Praxisteil, wo sie selbst themenabhängig kreativ sein können.
Als dritten Punkt hat das Archiv Geiger auch die Kunstvermittlung für Schulklassen im Angebot. Sie werden durch die Ausstellung geführt, erfahren einiges über Rupprecht Geiger und seine Kunst und dürfen im Anschluss an den Rundgang ebenfalls selbst aktiv werden, um das Gehörte in eigenen Werken künstlerisch umzusetzen.
Diese unterschiedlichen Ansätze für die Kinder haben sich als ganz wunderbar erwiesen, sodass sich daraus verschiedene Vermittlungsformate für Erwachsene entwickelt haben. So gibt es neben den (Themen-)Führungen auch thematisch unterschiedliche Workshops, die teilweise parallel zu Kinderveranstaltungen angeboten werden.
Darüber hinaus findet die Kunstvermittlung im öffentlichen Raum in Form einer Fahrradtour durch die Münchner Innenstadt großen Anklang. Hier besichtigt man unterschiedliche Werke von Geiger im öffentlichen Raum vor Ort, erhält zahlreiche Informationen dazu und kann sich in anregenden Gesprächen dazu austauschen.
Die Tagesleuchtfarben
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Wir befinden uns nun bei den von Geiger verwendeten Farben im Keller des Archivs, im Pigmentraum. Hier möchte ich Ihnen die Originalpigmente zeigen, die Rupprecht Geiger schon ab Anfang der 50er Jahre verwendet hat.
Auf der einen Seite gibt es klassische Neonfarben, andererseits haben wir hier Geigers spezielle Tagesleuchtfarben. Während Neonfarben bei jeder Beleuchtung für den Betrachter gleich aussehen, reagieren die von Geiger verwendeten Tagesleuchtpigmente auf unterschiedliche Lichteinstrahlung. So können die Tagesleuchtfarben zu einer bestimmten Tageszeit und speziellem Lichteinfall sehr prägnant und leuchtstark wirken.
Bereits zu Kriegszeiten hat Geiger die Tagesleuchtfarben für sich entdeckt. Sie wurden, zuerst vom US-Militär, genutzt, um beispielsweise Raketen oder Landebahnen zu markieren und zu kennzeichnen.
Seine Freunde in Amerika schickten Geiger immer wieder kleinere Proben dieser Pigmente. Daraufhin begann er, diese Pigmente, die ihn über viele Jahre begeistern sollten, für seine Kunst einzusetzen. Geiger erschuf damit etwas Neues. Er wollte Abstraktheit in Kunst, Form und Farbe zeigen.
Hier vor mir auf diesem Tisch sehen Sie kleine Pulverhäufchen der Pigmente, Utensilien seiner Kunst für Gemälde und Siebdrucke.
Die Kunst im öffentlichen Raum
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Rupprecht Geiger hat zahlreiche Werke für den öffentlichen Raum geschaffen. Das Archiv Geiger bietet z.B. geführte Radtouren zu unterschiedlichen Werken des Künstlers in der Münchner Innenstadt an. Es sind insgesamt 9 Werke zu besichtigen. Ich möchte ein paar herausgreifen und erläutern.
Sie sehen hier ein Glasklebebild für die TU München an der Luisen- Ecke Theresienstraße aus dem Jahre 1964. Die Ansicht von außen wirkt zunächst recht unscheinbar. Wenn Sie dann im Gebäude stehen, sehen Sie eine großartige Glasfassade in vielen Farben. Der Innenraum war ursprünglich über mehrere, durch Decken getrennte Stockwerke zugänglich. Verschiedene Künstler waren daran beteiligt, einer von ihnen war Geiger. Geigers Werk hat das entsprechende Stockwerk durch das einfallende Tageslicht in strahlendes Rot getaucht bis man die Stockwerkgestaltung aufgehoben hat, um eine hohe Halle mit innenliegenden Treppen zu schaffen, aus dem strahlenden Rot wurde ein leuchtendes Bunt.
Ein weiteres Werk ist das „Gerundete Blau“ vor der Philharmonie am Gasteig, welche sich zur Zeit an ihrem Interimsstandort an der Isar befindet. Geigers Werk soll nach Fertigstellung des Gasteigumbaus wieder zurück umziehen.
Die Fassade des mittlerweile abgerissenen Münchner Hauptbahnhofs zeigt das erste abstrakte Werk im öffentlichen Raum in München, das sogenannte Alpenrelief mit zugehöriger Uhr. Für die Zeit der Baumaßnamen wird das Plattenrelief und die Uhr eingelagert und soll dann am Neubau der Architekten Auer Weber wieder angebracht werden.
Auf der Radtour können Sie noch weitere Kunstwerke Geigers bewundern und mehr Informationen zu Entstehung und Standort erhalten. Ich empfehle Ihnen, sich die Werke anzusehen.
Gefördert von
Herstellung
Verantwortlich: Julia Geiger, Archiv Geiger
Produktion: Marian Wilhelm
Konzeption & Redaktion: Sandra Westermayer, Archiv Geiger
Zusammenarbeit: Gehörlosenverband München und Umland e.V., Helen Wollstein-Gouba
Kunstvermittlerin: Birgit Fehn, Museum Signers